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Aus dem Gemeindeleben

Ein Wort kann ein erster Schritt sein

26. Oktober 2019  I   Arno W. Böhnke

Im April ist Pröpstin Johanna Lenz-Aude umgezogen. Zum ersten Mal, so berichtete sie am gestrigen Samstag morgen beim traditionellen Frauenfrühstück im „Hohenzollern“, wohne sie nicht mehr in einer Dienstwohung. Das heißt, die 61 Meter Bürgersteig, die zu ihrem Haus gehören, muss sie nun selber pflegen. „Das ist äußerst kommunakativ“, sagte sie. Denn immer wieder komme sie ins Gespräch mit Spaziergängern, während sie das Unkaut auszupfe. Sich darauf einzulassen, sei der erste Weg gegen Einsamkeit. Denn genau darum ging es in dem Vortrag von Johanna Lenz-Aude mit dem Titel „Allein geht man ein – Wege aus der Einsamkeit“. 

 

„Menschen brauchen ein soziales Netz“, sagte die Pröpstin. „Jeder Mensch möchte irgendwo dazu gehören.“ Am Einfachsten sei es natürlich, sich über den Beruf zu definieren und dort Kontakte zu knüpfen. Was aber, wenn jemand in Rente geht? Wer dann keine anderen Kontakte gepflegt hat, werde schnell einsam.

 

Soziale Medien ersetzen

nicht die reale Welt

 

Erst kürzlich, so berichtete Lenz-Aude, habe sie in einen Artikel gelesen, dass viele ältere Frauen deshalb am Sonntag in die Kirche gehen, weil sie der Einsamkeit entfliehen wollen. Aber nicht nur sie, sondern auch zahlreiche junge Menschen würden sich einsam fühlen – trotz Facebook und Whatsapp. „Soziale Medien können Kontakte in der realen Welt nicht ersetzen“, meinte die Referentin.

 

Einsamkeit sei längst ein gesellschaftliches Phänomen: „41 Prozent aller Haushalte in Deutschland sind bereits Single-Haushalte. Und es werden immer mehr.“

 

Eine weitere Zahl, die überrascht: 30 Prozent aller Menschen haben das Gefühl, von anderen nicht gesehen und wahrgenommen zu werden, so das Ergebnis einer kürzlich durchgeführten Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts.

 

„Wir können nicht einfach beten, und die Lösung des Problems Gott überlassen“, sagte Lenz-Aude. „Stattdessen müssen wir selbst die Lösung des Problems sein.“ Was also tun? Aufmerksam sein. „Es ist nicht schwer, einsame Menschen, denen wir begegnen, zu erkennen. Sprechen Sie diese Menschen an und verabreden sie sich mit ihnen.“ Ein Wort, so Lenz-Aude, könne schon ein erster Schritt zur Hilfe sein.

 

Auch für die Betroffenen selbst gab es einfache Tipps: Wer zugebe, einsam zu sein, habe schon einen ersten Schritt aus der Einsamkeit heraus getan. „Einsame Menschen sollten selbst die Initiative ergreifen: Rufen Sie Freunde, Bekannte, Nachbarn oder Familienmitglieder an und treffen Sie sich mit ihnen.“ Außerdem sollten sie lernen, sich zu beschäftigen und sich beispielsweise ein Hobby suchen oder sich in einem Ehrenamt engagieren. Gerade die ehrenamtliche Arbeit sei eine klassische win-win-Situation.

 

Für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte der Chor der Gemeinschaft unter der Leitung von Dorothea Klatt.

 

Das nächste Frauenfrühstück findet statt am Samstag, den 25. April 2020. Referentin ist dann Birgit Kratzat aus Kiel.

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